SENDESCHLUSS! Ihr alle kennt sie, ihr alle liebt sie. Seit 7 Jahren ist das Dreiergespann im Zeichen des Esels nun schon unterwegs und treibt mit seinem HC-Punk’n’Roll in Deutsch- und Umland sein Unwesen. Doch wie kam es eigentlich dazu? Was ist die Geschichte hinter dem Mythos?
Aller Anfang ist schwer
Wir schreiben das Jahr 2014. Deutschland wurde einmal wieder Fußballweltmeister, die Krimkrise ist in vollem Gange, die Welt trauert um Joe Cocker und Udo Jürgens und im beschaulichen Neunburg vorm Wald, nicht weit der tschechischen Grenze, mieten Weidner und Tim ihren ersten gemeinsamen Proberaum. Nach scheinbar niemals enden wollenden Aufräumarbeiten in dem feuchten Kellerloch und einem Vorfall mit einer Dose Bauschaum, der in die Annalen der Geschichte eingehen sollte, soll es endlich losgehen. Doch Bass und Gitarre allein machen noch keinen Punkrock. So wird kurzer Hand Steffo verpflichtet und hinter die Schießbude gesetzt.
Mehrere erste musikalische Gehversuche und ein paar berauschende Wochenenden später steht definitiv fest: „Das macht Spaß, das ist gut, das muss weiter gehen!“ Was jetzt noch fehlt, ist ein Name, der dem Neugeborenen seinen Stempel aufdrücken soll. Die erste Idee „Bierkonsum“ wird zum Glück schnell wieder verworfen. Viel zu plump und es beschreibt irgendwie nicht das, was da aus den Eingeweiden von Ninecastle City hervorgeht. Nicht zuletzt gibt es bereits eine Band in Österreich, die genauso heißt. Und aus einem weiteren von Bier und Nikotin getriebenem Brainstorming geht der Name SENDESCHLUSS hervor. Kurz, prägnant und irgendwie auch von Beginn an schon passend. Als Bonus gibt es seit je her Witze von anderen Künstlern und Zuschauern à la: „SENDESCHLUSS? Ihr müsstet doch eigentlich als Letztes spielen!“ – Fluch und Segen zugleich.
Raus in die große Welt
Im Februar 2015 war es dann auch schon so weit! Das Live-Debut im JUZ Burglengenfeld. „Stromausfall-Party Vol.1“ (Nein, es gab seit je her kein Vol.2) Die Darbietung glich damals noch eher dem metaphorischen „ungeschliffenem Rohdiamanten“. Doch die Menge hats gefeiert, die Band hats überlebt, so kann es weitergehen! Nach mehreren kleinen Gigs in der Umgebung und dem ersten großen Banger – Support für Agnostic Front im L.A. Cham – war es Zeit für den nächsten Schritt. Die Leute wollen sich die musikalischen Kuriositäten auch im Auto, unter der Dusche, oder beim Liebespiel anhören. Die Lösung lag auf der Hand! Ab ins Studio!
Die alten Schriften aus dieser Zeit sind unvollständig und nur schwer zu interpretieren, doch es muss wohl Mitte 2015 gewesen sein, als sich unsere drei Helden im legendären Studio des Silo 1 in Töging am unter der Schreckensherrschaft von Frans Stummer einmieteten. Hier wurden innerhalb von drei Tagen die ersten 15 Songs aufgenommen und die erste LP „Wir ändern das Programm…“ stand in den Startlöchern. (Ja, richtig gelesen! 15 Songs in drei Tagen!) Nach weiteren Gigs, unter anderem im Vorprogramm der Deutschpunk-Legenden von Dritte Wahl hieß es dann nach knapp ein Jahr später, im Mai 2016: „Happy Birthday ‚Wir ändern das Programm…‘“ Wer sich an den Release erinnern kann, war nicht dabei!
Gehen haben wir gelernt – Laufen müssen wir noch üben
Mit der ersten eigenen Platte im Gepäck wurde die Bundesrepublik (vorzugsweise der Osten, was sich bis heute noch nicht geändert hat – Veranstalter der westlichen Hemisphäre meldet Euch!!!) bereist und unter anderem für Szenegrößen wie Normahl, Dödelhaie, Fahnenflucht, Wilde Zeiten, Zaunpfahl, Konflikt, Aggressive und Missbrauch der Anheizer gespielt. Auch ein erster kleiner Abstecher in die Schweiz war dabei. Doch das Jahr der künstlerischen Gestaltung von „Wir ändern das Programm…“ war lange und so wurde in der Zeit zwischen Aufnahmen und Release und natürlich darüber hinaus bereits an neuem Material geschraubt, welches auf die Menschheit losgelassen werden wollte. Der Täter kehrt bekanntlich immer zum Ort des Verbrechens zurück und so ging es im Sommer 2017 wieder nach Töging am Inn in die heiligen Hallen des Frans Stummer um Silberling Nummer zwei „Kampf des Lebens“ aufzunehmen. Ein bisschen mehr Geballer, minimal weniger Blödsinn, doch unterm Strich immer noch mindestens genau so viel SENDESCHLUSS, wie auf dem ersten Album. Erneute drei Tage voller Bier, Schweiß und dämlichen Witzen, die Außenstehenden eiskalte Schauer über den Rücken laufen hätten lassen, die Baby Nummer zwei mit seinen 16 Songs (Tatsächlich noch einer mehr!) Leben eingehaucht haben. Dieses Mal wollte man nicht mehr so viel Zeit ins Land ziehen lassen und „Kampf des Lebens“ wurde im November 2017 bei einem weiteren Gig im L.A. Cham mit Dritte Wahl auf die hungrigen Massen losgelassen und erfreut seitdem Alt und Jung (nämlich so sehr, dass mittlerweile weniger als 20 Stück der ersten Auflage verfügbar sind)
Seitdem wurden weitere unzählige Gigs in ganz Deutschland und mittlerweile auch ein weiteres Mal in der Schweiz, sowie in der Tschechischen Republik bestritten. Mit mittlerweile gut befreundeten und liebgewonnen Kapellen (u.a. Sick of Society, Dead Man’s Anthem, Zerstört, Mona Reloaded), aber auch den eigenen großen Helden (u.a. Berliner Weisse, Volxsturm, Gumbles, Crushing Caspars, Soifass, Popperklopper, Chefdenker, Dirt Box Disco, Total Chaos)
Aller guten Ding sind drei
Über drei Jahre war natürlich genug Zeit wieder neues Material anzuhäufen. Und wie sagt man doch so schön? „Never change a winning team!“ So war es also nur eine Frage der Zeit, bis erneut, genauer gesagt im März 2020, der Weg nach Töging am Inn zu Frans angetreten wurde. Ein Tag mehr als bei den letzten beiden letzten Aufenthalten und das neue Flagschiff der SENDESCHLUSS-Flotte „In the Sign of Esel“ wurde mit seinen ebenfalls 16 Songs für die Ewigkeit festgehalten und genau mit dem Beginn des Lockdowns abgeschlossen. Auf der Suche nach neuen Wegen wurden für die dritte Veröffentlichung keine Kosten und Mühen gescheut und für die Post-Produktion Hermann Utz vom Recording Hill Studio angeheuert. Das heißt für den Endverbraucher: Das gewohnte volle SENDESCHLUSS-Erlebnis in neuem Sound-Gewand. Balsam für Körper und Geist!
Die Zeit seit den Aufnahmen war wie für alle Kunstschaffenden, bis auf wenige Ausnahmen im Sommer 2020 trostlos, doch es wurde im Rahmen des Möglichen weiter in die Tassen gehauen und sich auf bessere Zeiten vorbereitet. Doch sowie die Zeiten für Live-Musik wieder ein klein wenig besser wurden, so galt es auch einen Schock zu verkraften. Steffo gab seinen Austritt aus der Band aus privaten Gründen bekannt. Nach sieben Jahren gemeinsamer Punkrock-Party natürlich kein Pappenstiel. Doch wie jeder weiß, soll man Feste ja bekanntlich feiern wie sie fallen und so wurde beim ersten Konzert nach dem Lockdown im L.A. Cham am 06.08.2021 sein Ausstand mit Pauken und Trompeten gefeiert. Ein bombastisches Musikerlebnis, das niemand der Beteiligten so schnell wieder vergessen wird.
The next Generation
Und das soll nun das Ende der Geschichte sein?…
Natürlich nicht! Sonst wären wir ja jetzt nicht hier 😉
Für die verbleibenden zwei Eselpropheten stand von Anfang an fest, dass die Reise weitergehen muss! So wurde nicht nur ein guter Freund, sondern auch ein aufgehender Stern am Schlagzeughimmel für den leeren Platz in der Bandfamilie verpflichtet! Kiki aka Pietschipopo. Nach einigen harten Probeeinheiten, in denen der eigentlich vor-sich-hin-bluesende Jecke hart auf Punk und Hardcore getrimmt wurde, fand man zurück zu alter Stärke! Und so bestritt man, motivierter denn je, bereits erste gemeinsame Konzerte und verbreitet weiterhin die frohe Botschaft des Esels.
Mit ihrer neuen LP „In the Sign of Esel“ im Gepäck, Smith & Miller als Label, Edition Bullduck als Verlag und Projekt Booking im Rücken gilt es jetzt also das nächste Kapitel SENDESCHLUSS zu schreiben! Wie immer gegen Intoleranz, gegen trockene Kehlen und gegen Schlechte Unterhaltung!
Stay tuned! Stay hydrated! Crack a cold one!